Schmal, schmaler, light + building 2024
In diesen Tagen findet in Frankfurt am Main mit der internationalen Light + Building die Branchenmesse für Licht und Gebäudetechnik statt. Zeit für einen kurzen Bericht über die wesentlichen Neuigkeiten aus dem Bereich der technischen und dekorativen Beleuchtung.
Es geht doch noch kompakter! So könnte man das Motto der Entwicklungsrichtung der meisten Hersteller wohl am besten zusammenfassen. Wer dachte, die Fortschritte bei der LED-Technologie seien doch bestimmt so langsam einmal ausgereizt, kann sich in Frankfurt eines Besseren belehren lassen. Denn nahezu überall ist eine deutliche Weiterentwicklung zu noch effizienterer Technik, zu noch schmaleren Gehäusen, noch kompakteren Leuchten sichtbar.
Die Technologie ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass der Freiheit der Gestaltung eindeutig nicht mehr durch die Lichttechnikkomponenten die Leitplanken gesetzt werden. Es kommt daher für ein attraktives Produkt mehr denn je auf die gute Idee, eine klare Anwendungsvorstellung und eine perfekte Umsetzung an. Um sich am Markt behaupten zu können wird die Suche nach einer neuen Form essenziell, rückt die Idee hinter einer Leuchte ins Licht.
Stellvertretend für die Verschmelzung von State-of-the-art Technologie und einer fantasievollen Gestaltungsidee steht eine Leuchte in Gestalt einer hauchdünnen und perfekt geformten Seifenblase, die daher überraschenderweise gleich von mehreren Anbietern aufgenommen und zu einer Produktlösung entwickelt wurde. Der Hersteller Artemide zeigt auf der Messe mit der Leuchte „Stellar Nebular“ vom Architektur- und Designbüro BIG eine sehr gut gemachte Lösung, bei der noch dazu jede einzelne Leuchte im handwerklich orientierten Herstellungsprozess eine individuelle Form erhält und so für ein Maximum an Individualität sorgt.
Ausgereifte OLED-Technologie lässt dagegen hauchdünne Flächenleuchten entstehen, deren Gehäuseabdeckungen mittlerweile nur noch wenige Millimeter dünn sind. Diese Technik ermöglicht neue interessante Gestaltungsideen und sehr feine Formen. So gesehen beispielsweise bei schönen Standleuchten des finnischen Herstellers Tunto Oy.
Molto Luce präsentiert mit „After 8“ eine extrem dünne nahezu zweidimensionale Pendelleuchte, die durch eine sehr hohe qualitative Verarbeitung und eine saubere Stromführung durch dünne Stahlseile besticht.
Auffällig ist auch, dass Hersteller derzeit wieder mehr mit Formen und Mustern traditioneller Glasherstellung experimentieren, dabei rückt das eigentliche Leuchtmittel in den Hintergrund, oder wird zum fließenden integrierten Bestandteil einer expressiven Lichtskulptur.
Bei Zumtobel experimentiert man bei der sehr modular aufgebauten linienförmigen Pendelleuchte „Izura“ mit mutigen Oberflächenstrukturen und -materialien, die sich als filigrane Schale um die Leuchte wickeln und so zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten mit kreislauffähigem Design kombinieren.
Die Bandbreite des Ideenreichtums reicht bis zu dem Punkt, an dem Leuchten zu reinen dekorativen Objekten der Einrichtung werden, und Licht nicht mehr aus funktionalen Gründen nutzbares Licht erzeugen. Auf der attraktiv gestalteten Sonderfläche „Light + Building Trends“ in Halle 3.1 sind unter den drei Trendthemen Welcome Tomorrow, Embrace Simplicity und Create Uniqueness auf einer schön gestalteten Fläche sehr sehenswerte Ideen in drei kleinen Pavillons zusammengefasst.
Erwähnenswert sind aus gestalterischer Sicht in jedem Fall auch die nachhaltigen Standkonzepte einiger Hersteller wie z.B. von Erco oder XAL, bei denen in einer bis dato nicht gekannten Kompromisslosigkeit vorhandene und wiederverwendbare Bauelemente für den Standbau und das Mobiliar zum Einsatz kommen. Das Resultat ist nicht nur originell, sondern ist auch in weiteren Dimensionen sehr von Vorteil, denn es führt in der Folge zu deutlich weniger Materialtransporten, die wiederum CO2 und Kosten sparen, als auch deutlich geringeren Auf- und Abbauzeiten, und somit zu einer in der Summe sicher signifikanten Kostenersparnis für die Aussteller.
„Be electrified“, ein stimmiges Motto der diesjährigen Light & Building. Um die europäischen Hersteller sollte man sich zumindest im Hinblick auf die Innovationsfähigkeit angesichts dieser Branchen-Show keine Sorgen machen!